Von Ungeheuern und anderen Nachbarn

Wer zur Miete wohnt ist einem dieser Drei sicher schon mal begegnet. Und das gruseligste ist: Sie sind ganzjährig tätig, nicht nur zu Halloween.

NR 1 :: Der Müll-Zerberus

Du/Ich/Irgendwer entsorgst ein einziges Mal in deiner, ansonsten untadeligen, Müllentsorgungsbiographie, irgend etwas, auch nur einen Hauch breit, jenseits der Legalität ?!…..— Schon sind sie da, die Erbtanten des Höllenhundes Zerberus, die wirr-weißhaarig-struppigen Hüterinnen des Mülltonnenhocks mit Lizenz zum Kreischen.

Komischerweise quellen die Mülltonnen geradezu über, von bis dato ungeahndeten, und selbstverständlich nicht von dir getätigten „Fehlwürfen“. Diese werden selbstkreischend natürlich dir armen Unschuldiggucklamm in die Biomülltüte geschoben.

Du bist dem Mülltribunal hilflos ausgeliefert, jedes, jemals von dir auf der Straße achtlos weggeworfenen Bonbonpapierchen, jedes Kaugummi, jede Kippe, die du in deinem Leben illegal entsorgt hast, jetzt fällt es dir ein und du büßt es in diesem Augenblick bitter.

Ich denke diese Müllzerberusse sind eine besondere Spezies mit besonders langen Lebenszeit, denn ich kenne keinen einzigen der jünger als 140 ist. Vielleicht sind die ja auch so eine Art Highlander nur eben mit Lebensaufgabe „Müll-Hüten“???

Auf alle Fälle sind sie lebende Legenden, Fabelwesen, wie Einhörner, Feen, böse Hexen und Magier. Du glaubst nicht an sie und tust sie als Ammenmärchen ab; –

Bis du unverhofft einem Exemplar begegnest, wenn du arglos deine Mülltüte loswerden willst.

Nr 2 Der Parkplatzwächter

Diese Hausbewohnerspezies ist meist männlich und die allermeisten davon sind Beamten im Ruhestand.

Wehe, eines der Autos auf dem Parkstreifen vorm Haus tangiert auch nur mit einem Quadratzentimeter Vorderrad die Markierung der Einfahrt, – schon weist ein freundlicher, handgeschriebener Zettel darauf hin, (Ich hatte mal einen in Sütterlin), dass man doch in einer Einfahrt stünde und ein Verkehrshindernis sei.

Besonders beliebt macht sich diese Spezies auch , wenn man gerade seinen Wocheneinkauf auspackt und dabei in einer Stichstraße , in der die Durchfahrt eben nur zum Be-und Entladen erlaubt ist, steht. Garantiert hat der Parkwächter gerade jetzt einen wichtigen Arzttermin und verlangt sein Recht auf Durchfahrt. Du darfst die Platte Eier eben grade noch auf deinem Wagendach abstellen aber dann schnell, husch aus dem Weg.

Nr3 Die Concierge

Eigentlich gibt es ja in kaum einem deutschen Mietshaus noch eine richtige Concierge, so eine mit Fenster zum Flur, aber das macht nichts. Ihre Nachfahrinnen machen ihre Sache grade so gut. Sie halten sich fast den ganzen Tag in der Nähe eines Fensters auf, das den Blick auf die Eingangstüre ermöglicht. Gerne wird auch die Pflege der Grünanlagen oder des Treppenhauses als Aufenthaltsgrund im Eingangsbereich vorgeschoben. Jeder Besucher wird erst mal freundlich nach seinem Begehr gefragt und ebenso freundlich durch die Flure zur gesuchten Wohnung geführt.

Frau Concierge, oft eine etwas früh verblühte Schönheit, informiert jeden Besucher. Sie weiß, ob man zum Frisör gegangen ist, nach Timbuktu auswandern möchte oder grade einen Liebhaber( selbstverständlich kann sie auch mit dessen kompletter Anschrift und Telefonnummer sowie seiner aktuellen Kontonummer dienen)empfängt.

Typisch für Frau Concierge ist, das Sie nie etwas gesagt haben will…
©A.V. 2006
Wird fortgesetzt

Das Narrenschiff

Leider keine Satire

Heute schon mal in die mediale Landschaft geblickt und „Mehr“ gesehen ?

Reinhard Mey
Das Narrenschiff

Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und Stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“,
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.

Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im Trüben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muß sich im Dunkeln rumdrücken
In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmücken.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.
Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der große Rebell, der nicht müd‘ wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, gift’gen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefügig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flügellahm,
Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise präsentier’n sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.

Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh’n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor’n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor’n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf’s Riff.

Text gefunden auf der wundervollen Hp von Reinhard Mey

für wen?

„Und bist du noch so fleißig, sie schneidens auf eins’dreißig“

allgemein bekannter, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gültiger „Gesetz“Spruch in deutschen TV Redaktionen

Manchmal, ne, ehrlicherweise fast täglich, frage ich mich mindestens einmal: Für wen machst du das eigentlich Hier? Gott sei Dank fällt mir da meistens doch ziemlich schnell was ein: Ich „mach“ hier und dort mal was für den und jenen und ganz oft auch (nur) für mich selbst.

So eine „Zielgruppenanalyse“ ist ja auch aus Wirtschaft und Werbung bestens bekannt und ehrlich, von Zeit zu Zeit tut es jedem gut, mal zu überlegen, wen er eigentlich erreichen wollte oder will, was der Zweck der Tat war und ob man es denn zukünftig tun oder lassen möchte. Ganze Marktforschungsunternehmen leben von dieser Frage „für wen“ ?
Es entzieht sich meiner Kenntnis ob unsere „Fernseh-Kulturschaffenden und Programmgestalter solche Beratungs-Unternehmen beschäftigen, aber ich geh mal davon aus.

Liebe TV-Programmchefs, ich wittere da Sabotage!
Diese Marktforschungsunternehmen werden bestimmt auch von den Mitbewerbern bezahlt und erzählen euch Märchen über die TV-Vorlieben und Sehgewohnheiten der Deutschen.
Wie anders ist es zu erklären das „Assi“- Dokus stundenlange Sendezeit bekommen? Dass ich Psycho- und -Lebensberater/innen mit exzentrischen Outfits und schrägen Hüten auf dem Kopf quasi hilflos ausgeliefert bin?

Deren dubiose Qualifikation wage ich schlicht mal zu bezweifeln!

Nur einmal nach einer durchzechten Nacht mit schwerem Kopf neben einem Psychlogen aufgewacht zu sein, befähigt meiner Meinung nach, nicht unbedingt zum Therapeuten von schwerst gestörten Leuten und minderjährigen, dummen, vierfachen Teeniemüttern! Auch der muskelbepackte, ganzkörpertätowierte Kampfsportexperte und „Mental-Coach“ hat offensichtlich einige Jahre Knast hinter sich und mutierte vom Saulus zum Paulus, denn jetzt „bessert“ er auffällige Jugendliche?

Die schmallippige, unsympathische Sozialermittlerin verwandelt sich *pling* zur „Anwältin der Armen“, die ihr Leben nicht gebacken kriegen, und entert kreischend deutsche Sozialbehörden. Da frag ich mich wirklich, mit wem die schlafen musste, um so gepusht zu werden?

Komische Friseure und ehemalige Zuhälter werden zu Lifestyleberatern und casten Go-go-Girls in nuttigen Outfits? Vor nicht allzu langer Zeit wären diese Menschen dafür in den Knast gekommen!

Gilt Fernsehpräsenz eigentlich als Resozialisierungsprojekt? Wenn ich diesen Menowin-Hype sehe, liegt der Verdacht nahe.

Diese ganze Mischung aus Semiprominenz und auf-und-ab-getakelten Halbweltgrößen wird dann munter zwischen den unzähligen Wiederholungen der „besten Filme aller Zeiten“ unters Zuschauervolk gestreut. Ich liebe „Forrest Gump“ und die „Ringe“-Triologie, aber ich möchte sie nicht in Endlosschleife sehen, und, normalerweise nehme ich Geld fürs „Synchronsprechen“

In wenigen Tagen steht der unsägliche Eurovisionscontest wieder an. Diesmal mit der Raabprotegehoffnungsträgerin Lena Meyer-Landrut. Ich hoffe, dass es den Zuschauern im übrigen Europa nicht geht wie mir, die ich in einer Art Ohren-Schutzreflex sofort umschalte, wenn ich das kreischknatschende Kreiselkind sehe.

Ach, hätt ich doch fast die überheblichen Köche vergessen. Mal abgesehen davon, dass ich es nicht lecker finde , wenn sich einer dauernd den Bart streichelt und dann das Fleisch oder den Salat antascht, meine Mutter hätte sie alle an die Studiodekoration gekocht!

Ne, da muss was mächtig faul sein in den Redaktionen der Programmverantwortlichen, denen haben besagte Marktanalyseinstitute bestimmt was Falsches erzählt. Ich kann nicht glauben, dass die den Zuschauer, also uns alle, für zu dumm zum ausschalten halten!