Kritik aus dem "Off"- Nicht komisch !

Vorab, erst mal ein dickes Danke an alle Kommentatoren hier und im Kunstblog. Ich freue mich nach wie vor sehr über jeden Kommentar, und, bitte macht weiter, auch wenn ich die Kommentare nur noch selten einzeln und persönlich beantworte. Ich möchte nicht mehr soviel Zeit im Netz verbringen. Mal abgesehen davon, dass mein PC sich immer noch sehr kapriziös gebährdet, und der Aufenthalt hier dann schon aus diesem Grund nicht so erfreulich ist. Also nutze ich die Minuten lieber um euch zuzulesen, und gegebenenfalls bei euch einen Kommentar abzugeben, als hier bei mir nur „Danke für den Kommentar“ zu sagen. Ich wünsche mir schon sehr lange eine Funktion mit der man die Kommentare als „gelesen“ und „bedankt“ markieren könnte, denn wenn sich kein weiterführendes „Kommentargespräch“ entwickelt, fände ich das durchaus ausreichend.

Heute mal keinen Witz aus dem Off!

Es geht um Werbespots. Die können ja nun wirklich sehr witzig sein, man denke da nur mal an den ersten Zalando-Spot mit dem Rainer Langhans Double. Den fand ich wirklich komisch.

Viel weniger erheiternd erscheint mir die neueste Kreation aus der Zalandischen Ideenschmiede. Den Spot habe ich das erste Mal vor einigen Wochen gesehen, in den Nachrichten wurde über das Massaker in Norwegen berichtet, in der Werbepause lief dieser Spot:

Ich war mehr als befremdet. Wo ist da die Komik? Hab ich den Witz nicht verstanden? Es gibt Sachen und Situationen bei denen ich weder über großes Einfühlungsvermögen, noch eine überbordende Fantasie verfügen muß um mir vorzustellen, wie furchtbar und traumatisch sie für die betroffenen Personen sind. Das Szenario eines bewaffneten Raubüberfalls mit Geiselnahme gehört für mich eindeutig zu solchen Ereignissen. Auf den Gedanken zu kommen, die gefesselten und geknebelten Geiseln würden sich in dieser Lage lächend über einen Onlineversand und modische Kleidung austauschen und den Boten, ungeachtet der Lebensgefahr in die sie sich mit ihrem Verhalten bringen würden, mit Freudenschreien empfangen, finde ich gradezu menschenverachtend. Und frauenverachtend noch dazu, denn die gefesselten Damen erfüllen alle das „Dumme- Konsum- Tussie- Klischee aufs Beste. Sorry, aber für sowas habe ich eindeutig zu wenig Humor. Ich finde Absurdität ist zwar ein Kriterium für einen Witz, über den man lachen kann, aber hier bleibt mir das Lachen im Halse stecken.

Angesichts der täglich tausende Opfer von Terror und Gewalt weltweit sollte man sich nicht darüber lustig machen. Ich wäre für ein Verbot des Spots, denn er verharmlost eine wirklich schlimme Straftat, deren Opfer oft lebenslang unter den traumatischen Folgen leiden. Die ständige Präsenz des Spots und die unendlichen Wiederholungen machen es noch schlimmer. Natürlich sehen das auch Kinder. Was lernen die daraus? Bestell bei Zalando – dann schreist du vor Glück, – Alles wird gut, der Weltfrieden ist gerettet und ausserdem macht es Geiselnehmern Angst wenn Leute Zalandopakete tragen?
Ich verstehe nicht wie man sowas drehen und senden kann.

Das geht mir jetzt schon einige Wochen im Kopf herum.

Gestern abend sah ich allerdings im NDR einen Spot, der das das Ganze noch auf die Spitze treibt:
Inhalt:
Ein friedliches Einfamilienhaus, zwei spielende, lachende 6- 10jährige Lausbuben, ein sympatischer Mann auf dem Sofa, möchte offensichtlich fernsehen.
Die Kinder bringen etwas, das wie eine Rolle rote Knete aussieht, an der Hinterwand eines elektrischen Geräts an und haben unter Gekicher und offensichtlichem Spaß viel zu tun, die „Knete“ mit Kabeln und Seilen und allerlei Spielzeug mit einer geheimen, versteckten Zündvorrichtung zu versehen. Vater sitzt derweil weiter auf dem Sofa, während die Knirpse per Fernsteuerung!! einen trickreichen Mechanismus in Gang setzen, der über verschiedene harmlose Spielzeuge, Bausteine, Schaukelpferd ect., endlich eine Zündschnur entbrennt, die den roten Plastiksprengstoff ( Knete) am Satellitenreceiver, dessen Befestigung man in der ersten Szene gesehen hatte, zur Explosion bringt.
Nachdem sich der Vater, mit angekokeltem Haar, vom ersten Schreck erholt hat, entdeckt er seine lachenden Buben im verwüsteten Wohnzimmer und ein Sprecher erklärt die ungebrochen gute Laune des Mannes sinngemäß so: „Mit analogem Satelittenempfang ist es eh bald vorbei, weil die Sender das analoge Signal abschalten. Ein Digital- Receiver wär eh bald fällig. Lachen, Friede, Freude, Digitales TV , — Ende!!!

HALLOOOO!!!!!- Ich fasse es nicht!

Wer lässt sich sowas einfallen? Wer findet das witzig? Wer ist verantwortlich für die Sendung, noch dazu auf einem öffentlich rechtlichen Kanal? Wer bitte bezahlt so eine Produktion?
Da wünsch ich mir doch eine ordentliche Portion „Hirn to go“ für die Programmverantwortlichen.

Leider konnte ich den Spot nicht als Video finden. Gesehen habe ich ihn gestern das erste Mal, gegen 19 Uhr im NDR (III. Programm )

Der Herr schenke mir Ruhe und Gelassenheit

Seit vielen Jahren nehme ich mir täglich vor, mich nicht mehr über bestimmte Sachen zu ärgern oder aufzuregen. Ich „hab nämlich nicht nur Rücken“ wie Horst Schlemmer sagen würde, sondern auch gefährlich Blutdruck. So richtig hoch ist der oft und irgendwie gar nicht aufregungskompartibel. Also versuche ich ruhig zu bleiben, setze meinen flauschigen, weißfedrigen Scheinheiligenschein auf und verströme heitere, positive Gelassenheit beim Hinnehmen all der Ärgernisse die zu ändern nicht in meiner Macht liegt.

Ha, wenn mir das doch immer so mühelos gelingen würde. Selbst nach jahrelanger Übung schaffe ich es, bei bestimmten Begebenheiten und Personenkonstellationen, einfach nicht mich und meinen Blutdruck, da raus zu halten. Dabei wäre es definitiv besser für mich und für meinen Blutdruck sowieso.

Aber meine Psyche macht manchmal dreist, und quasi im Alleingang, echt komische Sachen. Bei Unfreundlichkeit zum Beispiel, bei Dreistigkeit und Unverfrorenheit und bei Menschen, die sich dumm stellen oder noch schlimmer, denken sie könnten mich für dumm verkaufen, da wird die echt putzig.

Heute z. B. war ich wieder bei der örtlichen Poststelle meines Vertrauens.
Mal abgesehen davon, dass ich öfter dort bin, und immer etwas Dickere, Größere, weil mit Gestrick gefüllte Umschläge, dort abgebe, achte ich eigentlich immer darauf, dass der Umschlag dann doch noch als Brief zugestellt werden kann. Das spart Portokosten und ich hab es nicht so dick.

So auch heute. Ein großer gefütterter A4 Umschlag mit Socken und Mütze und ein kleiner handgemalter A6 Büttenumschlag mit einer Briefkarte. In ihn hatte ich einige Häkelblüten verpackt, weshalb er etwas dicker war, aber gut verklebt und stabil verpackt. Wie immer eine lange Schlange vor den Schaltern. Wie immer von den sechs Schaltern nur drei besetzt. Wie immer drei, genervt wirkende, Postbeamte am Serviceschalter und mehrere, ausgesprochen gut gelaunte, sich angeregt unterhaltende Mitarbeiter, hinter einem Raumteiler, die sich die Zeit mit Pausemachen vertrieben. Wie immer hatte ich schon beim Betreten der Post das Gefühl irgendwie grad total ungelegen zu kommen.
Einer dieser Beamten ist mein spezieller Freund. Ich hatte schon mehrmals Probleme mit ihm, weil er jedes Mal mehr Porto haben will als seine Kollegen. Ich schrieb schon mal was drüber: http://annesideenreich.blog.de/2010/03/31/begegnungen-8284791/

Auch heute prüft er wieder mit süffisantem Lächeln ausgiebig die Umschläge frankiert sie mit diesen hässlichen Klebern und verlangt grinsend 5,55 € von mir. Ich spüre förmlich, wie Wut in mir hochkocht und Psyche mir den flauschigen Scheinheiligenschein von Kopf fegt. „Können sie mir sagen, wie sie auf diesen Betrag kommen? Frage ich noch mühsam beherrscht. „4,10 Euro für das Päckchen, (damit meinte er die Versandtasche,) und 1, 45 Euro für den Großbrief!“Damit war der Briefkartenumschlag gemeint.) grinst er mich an. Ich hatte beide Umschläge vorher gewogen und wusste, dass ich maximal 3,60 € für beides würde bezahlen müssen. Ich war so wütend über diese Dreistigkeit, dass ich doch ziemlich pampig geworden bin und verlangt hab, dass er seine Klebies wieder ablöst und mir die Briefe zurück gibt.
Ich hätte keine Lust für die Dienstleitung des Aufklebens einer Briefmarke fast 2 Euro zu bezahlen und fände sein Verhalten unverschämt, habe ich ihm gesagt. Zumal das nicht das erste Mal war. Bei jedem anderen Postbeamten bezahle ich weniger Porto. Da faucht der mich an, ich solle ihm dann den Gefallen tun, und ihn dann auch mit meiner Anwesenheit und meinen Wünschen nicht belästigen. Ich schwöre, das war der Originalton.

Mir bleibt wirklich selten die Spucke weg, aber im ersten Moment war ich dermaßen geplättet über so eine Unverschämtheit. Dann hab ich ihm, mühsam Haltung bewahrend, geraten, doch mal einen Kurs in klientenzentrierter Gesprächsführung und kundenorientiertem Arbeiten zu belegen, und ihm eine Dienstraufsichtbeschwerde angekündigt, hab meine Briefe geschnappt und bin aus der Post gerauscht. Draußen hab ich am Automaten das nötige Porto gezogen und die Briefe in den Kasten geworfen. Liebe H. und liebe D., wenn ihr jetzt Nachporto zahlen müsst, sorry, ich bin’s schuld.
Im Auto allerdings hab ich völlig die Fassung verloren, mir kamen echt die Tränen vor Wut. Manchmal hätte ich gute Lust auf nonverbale Meinungsverstärkung. Wieder zu Hause hab ich einen Brief an die hiesige Poststelle geschrieben und mich beschwert. Den Nutzen wage ich allerdings zu bezweifeln, so gut, wie die sich alle amüsieren hinter der Regalwand, während vorm Schalter die Leute bis auf den Parkplatz Schlange stehen.

Für heute bin ich wieder mal bedient. Ich entwickle echt eine Sozialphobie, denn es ist mir einfach nicht gegeben, bei solchen Dummdreist-Spacken noch sachlich zu bleiben. Manchmal hab ich den Eindruck die Zahl der Vollzeitidioten um mich herum potenziert sich gradezu mit zunehmendem Lebensalter meinerseits.

Glückskeks 1

Unsere Konsum- und Marktwirtschaft beruht auf der Idee, dass man Glück kaufen kann, wie man alles kaufen kann. Und wenn man kein Geld bezahlen muss für etwas, dann kann es einen auch nicht glücklich machen. Dass Glück aber etwas ganz anderes ist, was nur aus der eigenen Anstrengung, aus dem Innern kommt und überhaupt kein Geld kostet, dass Glück das „Billigste“ ist, was es auf der Welt gibt, das ist den Menschen noch nicht aufgegangen. –

Erich Fromm (1900 – 1980), Psychoanalytiker

Für Cuentacuentos, auf die ich heute mal verlinken möchte.

Platzhirsch/ Platzhindin

Kann mir jemand sagen , wie ein weiblicher Platzhirsch genannt wird ?
Ich meine natürlich nicht den echten Hirschen, der sich sein Revier nicht streitig machen lässt, sondern das menschliche Gegenstück. Wie nennt man eine Person, die sich ihren Platz nicht streitig machen lässt, wenn diese Person weiblich ist? Für Vorschläge wäre ich dankbar!
Platzhirschkuh, oder Platzhindin fand ich nicht so prickelnd! Fällt euch noch ein anderes Wort dafür ein?