Ich behaupte mal jede Handarbeiterin und jeder Kunstschaffende kennt sie, die UvOs.
Das sind „Unvollendete vorgenommene Objekte“.
Also, die Dinge, die du schon ewig auf der Liste der fertigzustellenden Sachen hast, von denen du dich aber liebend gern immer wieder abhalten lässt.
Ich habe mehrere dieser UvOs. Das schlimmste und älteste UvO ist ein Madonnen-Bild, das ich schon Jahre immer wieder hervorhole und verändere,… und unvollendet wieder weg stelle. Natürlich hatte ich gefühlt 1000 gute Gründe dafür, nur ist es, wenn ich ehrlich bin, so, dass mich eigentlich jedes andere Vorhaben, (einschließlich Katzenbaden) mehr reizt, als dieses Bild zu vollenden.
Ich habe auch noch eine wirklich, schöne Geschichte über das kleine „Un-Wort“ im Speicher, aber, wie beim Bild, schreibe ich auch hier lieber eine andere Geschichte neu, als die angefangene zu Ende. Dabei ist das echt schade, denn der Anfang ist wirklich stark und es fehlt auch gar nicht mehr viel, aber, sobald ich mich drangeben will, bekommt meine Muse Migräne oder PMS oder ist urlaubsreif, und nölt rum, sie habe keine Lust ihre Inspiration grade für dieses Objekt zu vergeuden. Schliesslich mache „Inspirierend tätig sein“ Mühe. Ich solle gefälligst mit ihrem Musenkuss sorgsamer umgehen und ihn für Sinn bringende und pekuniär, lohnendere Objekte verwenden.
Also mache ich lieber die Bügelwäsche oder putze Fenster. Das wiederum, macht so was von Sinn, denn dann sitz ich wenigstens im Hellen und mit gebügelten Jogginghosen vor der Staffelei und bin weiter uninspiriert. Muse ist nämlich von solchen Tätigkeiten zu Tode erschöpft, wahrlich geplättet, und lässt sich nicht mal mehr zu einem Nasenstüber herab.
Ich weiß nicht wirklich, was ein Werk zum UvO macht? Nur wenn Muse es nicht mag… !?
Auch dieses grüne Tuch mit eingestricktem, weißen Perlen am Rand droht das UvO – Schicksal, wenn ich mich weiter immer von anderen Dingen vom Weiterstricken abbringen lasse. Dabei ist es schon ganz schön groß, 66 cm von der Spitze bis zum Nacken. Fehlen nur noch etwa 20 cm und die Reihen werden immer länger.
Zum Glück hat sich die Mutter von Mila eine Baskenmütze für das Kind gewünscht und „Tata“, da ist sie: aus diesem wunderbar weichen Sockengarn in Rosatönen. Ich hoffe sie passt, denn das Milakind wird schon 1 Jahr.
Gestern habe ich ein neues Tuch angefangen, aus einem sehr strahlend himmelblauen, schönen Garn, das sich die spätere Besitzerin selbst ausgesucht und mir geschickt hat. Die ersten Mustersätze sind fertig, und wenn ich bedenke, dass ein fertiges Tuch 11 Mustersätze vom Nacken bis in die Spitze hat, bevor der Rand beginnt, finde ich, ich bin schon ganz schön weit.
Ich stricke übrigens jetzt abwechselnd: Das dunkelgrüne Tuch tagsüber und das Hellblaue abends oder nachts und versuche Muses süffisantes Grinsen zu übersehen.
Beim Suchen nach Anregungen für die träge Muse habe ich just heute in den Tiefen meiner Mappen eine Skizze von Mercy gefunden. Der kleine Kater war von 88 – 94 bei mir zu Hause. Die Bleistift- Skizze ist nicht datiert, aber da er noch klein ist auf der Zeichnung, denke ich, sie ist Ende 88 entstanden. Muse hat sie übrigens ausserordentlich gut gefallen. Eigentlich wollten wir nämlich „grünes Tuch“ stricken in der Zeit, so haben wir Pläne für kleine Katzenaquarelle gemacht.