
Mutterliebe
Süß wie die Mutter ist dem Kind nichts auf der Erde.
Ja, Kinder, habt die Mutter lieb!
Das Leben bringt euch keine Liebe, die so wohl tut wie diese.
Euripides, (480 – 407 v. Chr.), griechischer Tragödiendichter
Quelle : »Andromache«
Mutters Hände
Hast uns Stulln jeschnitten und Kaffee jekocht
und de Töppe rübajeschom, und jewischt und jenäht
und jemacht und jedreht …
alles mit deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt, uns Bonbons jesteckt,
und Zeitungen ausjetragen,
hast de Hemden jezählt und Kartoffeln jeschält …
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal bei jrossem
Schkandal auch’n Katzenkopp jejeben,
hast uns hochjebracht – wir warn Sticker acht,
sechse noch am Leben ?
alles mit deine Hände.
Heiß war’n se un kalt.
Nun sind se alt.
Nu biste bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
und dann komm wa bei dir und streicheln
deine Hände.
Kurt Tucholsky, (1890 – 1935 Freitod)
 Mütter sind Schutzengel in Ausbildung
(unbekannt)
Engel, geh nicht fort von mir
Ich weiß es sehr.
Zu mir kam ein Engel,
das ist schon lange her.
Sie begrüsste mich mit offenen Armen,
als würden wir uns schon ewig kennen,
und versprach, dass, egal was passiert,
wir uns niemals würden trennen.
Engel halten ihre Versprechen,
und meiner war immer da für mich.
Mit Unterstützung und Verständnis
sagte er: „Komm her, ich tröste Dich.“
Sie ist niemals sehr weit weg,
und jetzt, wo ich erwachsen und nicht mehr klein,
da teile ich mit meinem Engel,
selber kleine Engelein.
Lange nachdem mein Engel seine Arbeit getan hat,
inmitten all der irdischen Dinge, wie z.B. das Bügeln,
wird sie für immer ein Engel sein,
aber dann einer mit himmlischen Flügeln.
So, wie sehen nun aus die Engel?
Hast Du es schon raus?
Engel kommen in vielen Formen,
aber meiner sieht wie meine Mama aus!
(Unbekannt)
An die Mutter
Kennst, teure Mutter, du die schöne Fabel,
wie stets der Sonnengott zur Mutter fliegt,
die jede Nacht in ihrem welken Schoße
den wegemüden Sohn in Schlummer wiegt?
Muß er doch tagelang die Welt durchirren,
hat doch der Arme längst der Fahrt genug
durch graue Nebel, Wetter, düstre Wolken,
ach, fast so viel als je ein Mensch ertrug.
Er legt als Greis sich und ersteht als Jüngling
und strahlt mit neuer Kraft durchs Morgenrot
O Mutter, Mutter, voller Engelsgüte, –
ich hab‘ es so wie diese Sonne not!
Jan Neruda, (1834 – 1891), tschechischer Schriftsteller.
Muttersprache
Muttersprache, Mutterlaut,
wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
süßes, erstes Liebeswort,
erster Ton, den ich gelallet,
klinget ewig in mir fort.
Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
wenn ich in der Fremde bin,
wenn ich fremde Zungen üben,
fremde Worte brauchen muß,
die ich nimmermehr kann lieben,
die nicht klingen wie ein Gruß!
Sprache, schön und wunderbar,
ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
in den Reichtum, in die Pracht,
ist mir’s doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
Überall weht Gottes Hauch,
heilig ist wohl mancher Brauch.
Aber soll ich beten, danken,
geb‘ ich meine Liebe kund:
meine seligsten Gedanken
sprech‘ ich wie der Mutter Mund.
Max von Schenkendorf, (1783 – 1817), deutscher Lyriker und Liederdichter
An meine Mutter B. Heine,
geborene van Geldern
Ich bins gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe;
wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
ich würde nicht die Augen niederschlagen.
Doch liebe Mutter, offen will ich’s sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
in deiner selig süßen, trauten Nähe
ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.
Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet
und blitzend sich zum Himmelslichte schwinget?
Quält mich Erinnerung, daß ich verübet
so manche Tat, die dir das Herz betrübet,
das schöne Herz, das mich so sehr geliebet!
Heinrich Heine, (1797 – 1856), eigentlich Harry Heine, deutscher Dichter, Erzähler und Romancier
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Sehr schöne Gedichte hast Du da rausgesucht, liebe Anne!
„Mutters Hände“ gefällt mir am besten – das ist so „bodenständig“…danke Dir!
Einen schönen Muttertag auch für Dich, liebe Grüße
Silke
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