An diesem Blogbeitrag kaue ich jetzt schon die halben Tag herum, eigentlich auch die halbe Nacht, aber ich hab etwas geschlafen zwischendurch, weil ich es heute sehr erschöpfend fand meine Gedanken in Worte zu fassen.
Wie meine Blogleser sicher bemerken, hab ich einen Freund weniger auf der seitlichen Freundesbank. Ich habe gemerkt, das mich mit dem „Baertigen“ recht wenig verbindet, und das Theaterstück, was da grade in seinem Blog zur Aufführung kommt ist nicht nach meinem Gusto. Sowas kann ich nicht brauchen, nicht im „Real Life“ aber auch nicht hier in meinem virtuellen Raum. Ich habe da einfach Ängste, fühle mich unsicher und unwohl und das möchte ich hier, in meiner virtuellen Rückzugswelt dann einfach mal nicht haben.
Ich habe in den letzten Stunden sehr viel nachgedacht, über mein Weblog, über „online-`Tagebücher“ im allgemeinen, und darüber welchen Stellenwert meines in meinem Leben hat.
„Auslöser“ für diese Gedankengänge gab es mehrere, in Kommentaren, in anderen Blogbeiträgen und in persönlichen Telefonaten und E-mails.
So wollte gestern jemand sein Blog schliessen, weil er meint, er wäre irgendwie zu abhängig davon, das man ihn liest und kommentiert. Jemand, der oft auf der Hitliste dieser Bloggemeinschft stand, jemand, für den 20 Kommentare unter einem Beitrag keine Seltenheit waren.
Da frag ich mich wirklich manchmal , warum ich mir hier so einen Kopf mache und versuche was halbwegs Sinnvolles reinzustellen. Ich war, glaub ich erst einmal, auf dieser Hitliste. Hölpen , wie ich manchmal bin, hab ich sie erst nach Monaten entdeckt und auch jetzt schreibe ich in erster Linie mal für mich! So wie ich lange Jahre allein und handschriftlich für die Schublade geschrieben hab. Ob ich auf irgendwelchen „Ranking-listen“ stehe ist mir ehrlich gesagt, völlig schnuppe.
Allerdings würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, es freue mich nicht, wenn ich in meiner Statistik entdecke, wievielen Menschen ich heute einen „Klick wert war“. Ich freue mich darüber, aber es erstaunt mich auch immer wieder. Ich freu mich über die Kommentare, fühl mich ein wenig mehr beachtet, wenn ich vermisst werde und wenn ich, wie bei Geli, weiss, dass sie auf einen neuen Eintrag warten, dass sie ehrlich interessiert sind, an diesem Tagebuch, das sie mich gern hier besuchen.
Das bloggen hab ich erst vor einem guten halben Jahr entdeckt, und ich schreibe, sicher auch aus Faulheit, nicht jeden Tag in mein Blog. Trotzdem hat sich das Blog zu einer festen Größe in meinem Leben entwickelt.
Ich denke zum Beispiel häufig in den unterschiedlichsten Situationen, das ich über das jeweilige Thema mal was schreiben sollte. Die unfreundliche Douglasverkäuferin, Begebheiten mit meiner Tochter oder meinen Katzen, politisches, persönliches, nachbarschaftliches und das TV- Programm, immer denke ich, das es meine Blogleser vllt. auch interessieren würde. Meine Bewunderung für Reporter und Pfarrer wächst mit jedem Tag, die müssen sich täglich aufs Neue etwas geistreiches, erbauliches, sensationelles usw. einfallen lassen. Gar nicht mal so einfach!, habe ich festgestellt.
Ich, für mich, habe die These aufgestellt: Bloggen macht aufmerksamer! Für das, was in meiner Umwelt „Thema“ sein könnte, für meine Bedürfnisse, aber auch für die Bedürfnisse meiner Blogfreunde. Sie erlauben mir sozusagen einen Blick hinter ihre Stirn, geben ihre Gedanken und Gefühle preis, und das empfinde ich meistens als ein großes Geschenk. Es macht mir Freude mit dem humorvoll-weisen ‚jahreszeiten‘ „dippehas“ zu kochen und Krimis zu schauen.
Ich genieße das gemütliche Cappucchinotrinken und die Kreativität und Menschlichkeit im Schneckenhaus. Ich hätte gerne einen Bruchteil von Neue-Evas Stärke im Umgang mit ihrem Handicap, Teddykriegers und Lottimiezes Sensibilität, Nobbinandas Witz. Ganz besonders verbunden fühle ich mich mit den „Jungen“ auf der Liste , für die ich hier mal Marieken , DaBrain und JHove nennen will. Sie erinnern mich mit ihrem Elan, ihrer Schlauheit, Gewitzheit, ihren Idealen und ihrer Kraft an die „junge Anne“, die ich tief in meinem Inneren, hinter all den Erfahrungskrusten und den Kummerfalten, doch auch noch bin.
Ich labe mich an ‚fehlers‘ Witz und dem Sarkasmus des ‚Illusionisten‘. Jeder meiner Blogfreunde zeigt mir in einer Facette seiner Persönlichkeit auch ein winziges Spiegelbild dessen was ich war, bin, oder hätte sein können. (Ich bin gespannt, wann Bloggen von Psychologen als Therapieform entwickelt wird.)
Deshalb versuche ich einen Teil der Freude, die sie mir machen, wieder zurück zu geben, und schreibe eben auch was, mach mir Gedanken, teile meine Gefühle. Und natürlich freue ich mich, wenn ich bemerke: mich liest jemand, da sortiert und sichtet wer mein Geschreibsel; – Irgendwo in dieser großen weiten Welt sitzt ein Unbekannter vor einem Monitor und liest was ich schreibe!
Das ist schon ein tolles Gefühl, und sehr unmittelbar. Sehr viel direkter als würde ich einen Brief oder einen Artikel oder gar ein Buch schreiben. Jeder Kommentar, jede Kritik sagt mir doch, das sich jemand die Mühe gemacht hat, sich mit meinen Gedanken zu beschäftigen.
Noch dazu lerne ich auch noch unglaublich viel Neues kennen, denn nahezu jedes Thema findet auch jemanden , der ein blog dazu schreibt. Ich war in Origami-blogs und auf Seifensiederseiten. Ich habe mich bei Schattenwölfin und vielen anderen an Lyrik und Versen erquickt, reine Poesie, aus Druckerschwärze und Humor gewebt, bei Trithemius gefunden. Ich habe nicht nur auf John- mit- H-’s Seiten herzlich gelacht und auf vielen, viel zu vielen, Seiten bemerkt, das ich nicht alleine bin mit meinen Depressionen. Manches hat mich zum Weinen gebracht, einiges geärgert, anderes wütend gemacht.
Fast wie im „richtigen Leben“.
Alles zusammen hat mich ein wenig süchtig gemacht, aber ich rauch ja jetzt schon 18 Monate nicht mehr und ich gönn mir ja sonst nix. *g*
So, und jetzt geh ich mir erst mal `nen Kaffee brühn…
..den trinke ich dann hier, mit euch allen da draussen zusammen, wo immer ihr seid.:wave: