Für Marieken

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
Und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926),

2 Gedanken zu “Für Marieken

  1. Dankeschön, das freut mich, obwohl Rilke mit Vorliebe melancholische Gedichte schreibt 😉
    „Der Panther“ ist auch nicht schlecht, finde ich.
    Aber das ist echt lieb.
    Goethe als Dichter mag ich auch sehr, nur als Mensch ist er mir etwas unsympathisch, ne? *gg*

    Generell hab ich mal die These aufgestellt, dass frühere Poeten besser dichten konnten als Poetinnen. Aber dann ist mir eingefallen, dass damals vielleicht nur die männlichen Vertreter etwas galten, also dass man weiblichen Dichtern nicht wirklich Beachtung geschenkt hat. Aber zum Beispiel mag ich Anette von Droste- Hüllshoff (o.ä. 😉 ) nicht so wirklich.

    Na gut, ich beende meine Ausführungen erstmal.*gg*
    So denn!

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  2. VIELEN DANK, das du ein Gedicht von Rilke veröffentlichst. Ich „liebe“ seine Gedichte…und nicht seit Noch-Bundeskanzler Schröder ihn bei Beckmann (oder Kerner?) vorgetragen hat.

    Wobei bei ihm der Spruch mit dem „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keins mehr“ wohl eher auf seine Wirtschaftspolitik zurück zu führen ist (Eigenheimzulage Streichung etc)

    Herzlichst

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